Vorige Woche gab Facebook seine Zahlen für das vierte Quartal und das Geschäftsjahr 2017 bekannt. Bei der Gelegenheit wurden auch aktuelle Initiativen präsentiert, mit denen das Netzwerk langfristig erfolgreich bleiben will. Bereits zu Beginn des Monats hatte CEO Mark Zuckerberg Veränderungen an der Plattform angekündigt, mit dem Ziel, „sinnstiftendere soziale Interaktionen“ zu fördern.
Mit dem aktuellen News-Feed-Update soll der Fokus wieder stärker auf Interaktionen mit Freunden und Familie gelenkt werden – und weg vom passiven Konsum viraler Videos, z. B. von Menschen, die auf Eis ausrutschen. Das Unternehmen rechnet damit, dass in Folge des Updates zwar weniger Zeit auf der Plattform verbracht wird, die Qualität der verbrachten Zeit aber zunimmt. Beim Investorengespräch zu den Quartalszahlen erklärte Zuckerberg, dass im vierten Quartal vorgenommene Änderungen bereits zu einem fünfprozentigen Rückgang der auf der Plattform verbrachten Zeit geführt hätten. Umgerechnet entspräche das rund 50 Millionen Stunden.
Auf die Finanzen des Unternehmens hatten diese Veränderungen indes keine Auswirkungen. Der Social-Media-Gigant wächst, gemessen an seiner Größe, weiterhin in beachtlichem Maße. Ein paar Highlights des Quartals:
- Der Gesamtumsatz stieg im Vorjahresvergleich um 47 %. Für das Geschäftsjahr 2017 erzielte Facebook einen Umsatz von rund 40,6 Milliarden USD (ca. 33. Mrd. Euro).
- Die Umsätze aus Mobil-Werbung stiegen im 4. Quartal um 57 % und machen mittlerweile 89 % des Gesamtumsatzes aus Werbung aus.
- Der durchschnittliche Preis pro Anzeige stieg um 43 %, während die Zahl der Anzeigen-Impressionen lediglich um 4 % wuchs.
- Die Anzahl der monatlichen aktiven Nutzer stieg auf 2,1 Milliarden. Dem stand jedoch erstmals ein Rückgang der täglichen aktiven Nutzer in den USA und Kanada gegenüber.
- In Sachen Personal hat Facebook kräftig zugelegt: Die Einstellungszahlen stiegen um 47 % auf 1.900. Damit hatte Facebook zum Ende des Jahres mehr als 25.000 Angestellte.
Ob bei Markenherstellern oder Händlern – Facebook sollte in jedem Marketing-Mix eine feste Größe sein. Angesichts der präsentierten Ergebnisse und der angekündigten Veränderungen sollten Werbetreibende sich auf einen Rückgang der verfügbaren Anzeigen-Einheiten und damit auf weiterhin steigende Anzeigenpreise einstellen. Künftig wird es also wichtiger denn je, die richtigen Targeting-Optionen für die eigene Zielgruppe zu finden und eine echte Interaktion zu fördern. Simple Rabattangebote machen noch keine erfolgreiche Werbekampagne.
Von wachsendem Interesse dürfte auch der Facebook Marketplace sein. Hatte Facebook sich hierzu bislang mit konkreten Zahlen bedeckt gehalten, gab es beim jüngsten Investorengespräch erstmals einige Einblicke in seine wahre Größe: So wurde betont, dass mittlerweile „700 Millionen Menschen im Monat Facebook besuchen, um Dinge zu kaufen oder verkaufen.“ Vergleicht man das mit der monatlichen Nutzerzahl insgesamt, würde das bedeuten, dass bereits jeder dritte Facebook-User schon einmal mit dem Marktplatz interagiert hat. (Noch ist unklar, wie Facebook „Interaktion“ hier definiert – wir gehen davon aus, dass es bedeutet, auf das Marktplatz-Symbol zu klicken.) Erklärtes Ziel ist in jedem Fall auch hier, Menschen mithilfe des Handels zusammenzubringen. Zurzeit ähnelt der Facebook Marketplace noch eher Craigslist als etwa eBay oder Amazon. Doch wir sind gespannt, wie sich das Angebot weiter entwickelt, und werden es aufmerksam beobachten.
Insgesamt stuft ChannelAdvisor die aktuellen Veränderungen positiv ein. Sie könnten dem sozialen Netzwerk langfristig zu neuem Aufwind verhelfen. Aus wettbewerbstechnischer Sicht gibt es zahlreiche andere Websites und Medien-Angebote, die unterhaltsame Inhalte bereitstellen. Was ein soziales Netzwerk wie Facebook so wertvoll macht, ist eben der Netzwerk-Effekt. Mit den jüngsten Anpassungen sorgt das Unternehmen dafür, dass dieser langfristig gewahrt bleibt – selbst, wenn dies kurzfristige Umsatzeinbußen bedeutet. Oder wie Zuckerberg selbst es ausdrückt: „Der wichtigste Faktor für uns war nie die reine Zeit, die die Menschen auf Facebook verbringen. Sondern die Qualität ihrer Unterhaltungen und Beziehungen.“
Selbstverständlich beobachten wir weiter, wie Nutzer auf die Veränderungen reagieren und welche Konsequenzen dies für Marken und Händler auf Facebook hat.